8. Vereidigung

Nach 6 Wochen Drill, Schikane, viel militärischem Bauen, etwas militärischer Ausbildung und Politunterricht sollte unsere Vereidigung stattfinden.

Wir wurden nach dem Baudienst nun täglich durch Exerzieren an den Stechschritt gewöhnt. Sollten wir ja eigentlich in 6 Wochen täglicher Grundausbildung vermittelt bekommen. So war es aber effektiver! Ich liebte es (und nicht nur ich), wenn alle schön im Gleichschritt liefen, kurz einmal zu tippeln. Schon war das Durcheinander organisiert. Ja, auch ich war ein ganz kleiner Widerstandskämpfer! Gebe ich heute zu. Reichte aber damals nie für das Militärgefängnis in Schwedt …

Nun, dann kam der “Feiertag”. Unsere Vorgesetzten hüpften erwartungs-schwanger herum. Für die gab es nicht Schöneres, als sich auf dem Torgauer Marktplatz öffentlich zum Affen zu machen. Wir hatten unsere Ausgangsuniform und die gewienerten schwarzen Lederstiefel an (hätte mit Gummistiefeln auch blöd ausgesehen). Ach ja, und Socken und lange Unterwäsche drunter! War ganz wichtig Mitte Juni. Immer schön mollig! Gleichaltrige Jugendliche badeten schon im “Großen Teich” in Torgau und wir in unserem Schweiß …

Hemden gab es da für uns Soldaten noch nicht. Die wurden erst später erfunden… Statt dessen trugen wir eine etwa 4 cm breite Kragenbinde. Die wurde in den Uniformjacken-Kragen geknöpft und das “Hemd” war fertig.

Ebenso gab es auch noch keine Lederkoppel. Die wurden zuvor mal abgeschafft und kamen erst während unserer Vize-Zeit wieder in Mode. Offensichtlich war in der gürtellosen Zeit irgendwann das Leder knapp geworden. Ausgangsmützen waren aber bereits vorhanden. Sogar Spieß Voigel hatte eine. Ihr wisst schon: Größe 64! Der war aber nicht dabei, denn der ärgerte uns erst ab 2. Diensthalbjahr …

Uns wurde eingebleut, dass beim auf den Marktplatz marschieren eine Straßenecke im normal schnellen Schritt im weiten Bogen gelaufen wird. Damit es keinen Stau gibt, damit alles perfekt und flüssig wirkt. Soweit der Plan. Das funktionierte auch prima, bis unsere 2. Baukompanie an der heiklen Stelle ankam und prompt im rechten Winkel die Ecke nahm. Die hätten mit uns länger üben sollen… Auf einmal machte der rechts Laufende, ich war es nicht, kleinere Schritte. Alle schwenkten nun langsam, gaaanz laaangsam, um die rechte Ecke. Und schon wurde der Abstand zur vorn “rasenden” Truppe immer größer. Zu gerne wäre ich Zuschauer gewesen, die hatten die besseren Plätze und viel Amüsement. Irgendwann hatte dann aber auch der letzte Baupionier seinen Stellplatz erreicht und wir durften nach allerlei Militärgebrüll unseren Eid aufsagen. Ähnlich der Jugendweihe, nur gab es dieses Mal keine Geschenke!

Seltsamerweise war nach diesem blamablen Auftritt keine Spur von Rache seitens der Vorgesetzten zu spüren. Wir fuhren in irgend eine Kneipe, es könnte in Belgern / Elbe gewesen sein, und feierten unseren missratenen Auftritt. Nein, wir soffen.

Mittwoch, Dezember 23, 2009